N. Trippen: Joseph Kardinal Höffner 1906–1987

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Titel
Joseph Kardinal Höffner 1906–1987. Bd I.: Lebensweg und Wirken als christlicher Sozialwissenschafter bis 1962


Autor(en)
Trippen, Norbert
Reihe
Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte Reihe B: Forschungen 115
Erschienen
Paderborn 2009: Ferdinand Schöningh
Anzahl Seiten
352 S. und 25 Ill.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Alois Steiner

Nach der Veröffentlichung seiner zweibändigen Biographie über Josef Kardinal Frings (1887–1978) beschäftigt sich Norbert Trippen nun mit einer zweibändigen Arbeit über dessen Nachfolger Joseph Kardinal Höffner, der Frings 1969 als Erzbischof von Köln ablöste. Der erste Band liegt nunmehr vor.

Höffner geht als bedeutender christlicher Sozialwissenschafter in die Geschichte ein. Er wurde 1906 in Horhausen, einem katholischen Pfarrdorf im Westerwald, in eine einfache, kinderreiche Bauernfamilie hineingeboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter schlug der Ortspfarrer dem Vater vor, den begabten Jungen studieren zu lassen. In Montabaur und Trier besuchte er das Gymnasium. Ein überdurchschnittliches Bildungsinteresse und ein unglaublicher Fleiss beflügelten den Jungen, der 1926 das Abitur machte. Nach einem Semester Theologie in Trier durfte er seine Studien am Germanikum und an der Gregoriana in Rom fortsetzen, wo er sieben Jahre verweilte und sie mit dem philosophischen und theologischen Doktorat und mit der Priesterweihe abschloss.

Die ersten Seelsorgejahre verbrachte er in der Stadt Saarbrücken. Anschliessend konnte er weitere Studien in Freiburg i. Br. in Angriff nehmen, da die damaligen Unterrichtsbehörden eine römische theologische Dissertation als nicht ausreichend für eine Habiliation erachteten. Bereits 1937 hatte er seine zweite theologische Dissertation eingereicht. Daneben widmete er sich dem Studium der Staatswissenschaften, die er mit dem Diplom-Volkswirt und 1940 mit dem Dr.rer.pol. abschloss. 1944 erfolgte seine theologische Habiliation für das Fach Moraltheologie.

1945 erhielt Höffner den Ruf als Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar in Trier. Dort musste er diverse Fächer unterrichten, für die er keine wissenschaftlichen Qualifikationen besass. In seinem eigentlichen Fachgebiet, der christlichen Gesellschaftslehre, konnte er bloss einige fakultative Stunden unterrichten. Diese unbefriedigende Situation bewog die Universität Münster, den vorzüglich ausgewiesenen Theologen und Volkswirtschafter als Professor für christliche Sozialwissenschaften zu berufen. In einem lange dauernden Seilziehen mit dem Trierer Bischof Bornewasser gelang es, Höffner für Münster zu gewinnen, wo er eine elfjährige herausragende Wirksamkeit entfaltete. Es war die Zeit des Aufbaus der jungen Bundesrepublik. Höffner wurde der Begründer des «Instituts für christliche Sozialwissenschaften» in Münster; er arbeitete eng mit dem Bund katholischer Unternehmer (BKU) und mit der «Katholischen sozialwissenschaftlichen Zentralstelle» in Mönchengladbach zusammen. In der geistlichen Führungsschicht bei den christlichen Kirchen gab es nur wenige Persönlichkeiten, die neben ihrer theologischen auch eine wirtschaftliche und sozialpolitische Kompetenz einbringen konnten. Höffner war ein solcher Ausnahme- und Glücksfall. Die Bundesministerien für Arbeit, Familienfragen und für Wohnungsbau zogen den klugen und engagierten Professor Höffner als Berater immer wieder bei. Sein Einsatz für den Schutz des Sonntags im Kampf gegen die «gleitende Arbeitswoche» war bemerkenswert. Schliesslich gelang es, mit Hilfe der Gewerkschaften, den Sonntag vor der gänzlichen Einebnung als Arbeitstag zu bewahren.

Joseph Höffners Vermächtnis ist seine klassisch gewordene «Christliche Gesellschaftslehre», die bis 1983 in acht Auflagen und in sechs fremdsprachlichen Übersetzungen erschienen ist. 1997 gab Lothar Roos eine mit den jüngsten päpstlichen Sozialenzykliken ergänzte Ausgabe heraus.

Die Ernennung von Joseph Höffner 1962 zum Bischof von Münster und 1969 zum Erzbischof und Kardinal von Köln setzte einen deutlichen Einschnitt in sein Leben. Die Schilderung dieses Wirkens ist dem II. Band vorbehalten.

Zitierweise:
Alois Steiner: Rezension zu: Norbert Trippen, Joseph Kardinal Höffner 1906–1987, Bd I.: Lebensweg und Wirken als christlicher Sozialwissenschafter bis 1962 (=Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte Reihe B: Forschungen Bd. 115), Paderborn, Ferdinand Schöningh, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 103, 2009, S. 359-360.

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